Ann kommt aus Bern und führt einen Schmuckshowroom im Zürcher Seefeld. Sie ist Designerin und kreiert wunderschöne Schmuckstücke für ihre Kunden. An ihren freien Tagen entspannt sie am liebsten in der Natur zu Hause, auf Ibiza, in Südfrankreich oder dem Engadin und geniesst die Zeit mit ihrem Mann und ihren Hunden.
Nach einer Karriere in der Modebranche als Make-up-Artistin studierte Ann Perica Betriebswirtschaftslehre und arbeitete fünfzehn Jahre im internationalen Diamantenhandel, bevor sie 2015 ihr Schmucklabel lancierte.
Ihre Kreationen erzählen immer eine Geschichte und sollen individuell zu ihren Kunden passen.
Schön bedeutet für Ann auch fair und nachhaltig: Sämtliche Schmuckstücke werden in der Schweiz designt und hergestellt. In jedem einzelnen Schmuckstück und auch in ihrem Studio sieht man sofort Anns Auge für Details und Ästhetik.
Instagram: @annperica | Web: annperica.com
Bilder: Livia Bass Photography
Liebe Ann, wann wusstest du, dass du Schmuckdesignerin werden wolltest?
Hmmm, das Interesse dafür zeigte sich wohl schon als ich ein kleines Kind war. Ich konnte stundenlang in der Schmuckschatulle meiner Grossmama stöbern und mein Lexikon für Edelsteine kannte ich quasi auswendig. In die Berufswelt startete ich dann aber zuerst mit etwas Solidem (typisch Schweizerisch :)) und machte das KV. Dies war mir aber zu trocken, weshalb ich danach für 2 Jahre eine Maskenbildnerschule in Köln und Basel absolvierte und anschliessend über 15 Jahre lang als Make-up-Artistin für Fotoshoots im Bereich Mode und Werbung tätig war. Den Themen «Verschönern und Schmücken» war ich also schon lange sehr nahe. Ich glaube, ein gewisses Unternehmer-Gen hatte ich auch schon immer in mir und irgendwann kam der Zeitpunkt, an dem ich für mich ganz bewusst entschied, BWL zu studieren, mit dem Ziel mal mein eigenes Unternehmen zu gründen. Während dieser Zeit erhielt ich einen Job an der Uhren- und Schmuckmesse bei Diamanthändlern aus New York, ich begleitete sie danach während der letzten 10 Jahre an zahlreiche Messen und in ihren Offices in NY. Es war dann wohl auch an einem dieser Tage, als ich am Messestand sass, eine der Vogue Zeitschriften durchblätterte, die dort aufgelegt wurden und für mich entschied, dass es das war, was ich machen wollte: Schmuck kreieren.
Was für eine Ausbildung bedarf es als Schmuckdesignerin? Wo hast du studiert und/oder gelernt?
Wie bei vielen Designberufen ist dies sehr unterschiedlich. Es gibt natürlich verschiedene darauf zugeschnittene Studiengänge, wie den renommierten Bachelor in Jewellery am Central Saint Martins College in London oder der Parsons School of Design. Von einer solchen Schule habe ich geträumt, aber sie waren für mich finanziell zusammen mit dem Aufenthalt im Ausland für ca. 3 Jahre nicht umsetzbar. Zudem hatte ich bereits 3 Ausbildungen abgeschlossen, als ich damit startete, in die Schmuckwelt einzutauchen. Glücklicherweise durfte ich aber einer Goldschmiedin 2 Jahre lang immer wieder über die Schultern schauen. Vieles recherchierte ich auch selbst oder probierte es einfach aus. Das Wissen zu den Diamanten erlangte ich durch die Zusammenarbeit mit den Diamanthändlern. Es hat wohl etwas länger gedauert, aber man kommt auch ans Ziel, wenn man es wirklich will. Zudem habe ich das Gefühl, dass man den Sinn für Ästhetik und Formen nicht wirklich lernen kann.
Seit wann bist du selbstständig? War dieser Schritt für dich von Anfang an klar oder kam er ungeplant?
Seit ich 18 bin und als Make-up-Artistin in die Selbstständigkeit startete, auch wenn ich lange noch in Teilzeit angestellt war im Büro für eine gewisse Stabilität. Es hat mich aber wohl schon immer gereizt, mein eigener Chef zu sein.
Wo findest du Inspiration für deine Kreationen und Schmuckstücke? Und was ist dein Lieblingsschmuckstück?
Ich habe immer zu viele Ideen, die Kunst für mich liegt dann jeweils darin diese zu kanalisieren und auszusortieren – dafür nutze ich ein Notizbuch. Damit ich den Kopf jeweils wieder frei bekommen kann, hilft es mir Ideen aufs Papier zu bringen. Auf diese Weise habe ich das Gefühl sie nicht zu vergessen, auch wenn ich sie vielleicht aktuell nicht umsetzen kann und kann mich wieder auf anderes fokussieren. Mein Lieblingsschmuckstück ist der Pomander Parfüm-Anhänger, weil damit alles begonnen hat und er mich an vergangene Zeiten und meine Grosseltern erinnert.
Was war bisher ein grösster Pinch-Me Moment in deiner Karriere?
Als die Vogue Deutschland meine Verlobungsringe in einem Artikel gefeatured hat und mich dazu auch noch interviewte.
Du einwirfst individuelle Schmuckstücke. Was sind die Vor- und Nachteile, so handgefertigt und massgeschneidert zu sein?
Alles, was dem Kunden angepasst wird, benötigt mehr Zeit und Aufwand als etwas, dass man in hoher Auflage produziert und dann ab Lager verkauft. Bei uns ist fast jedes Schmuckstück individualisiert. Ein grösserer Stein, eine andere Goldfarbe oder eine persönliche Gravur – wir freuen uns auf die Wünsche unserer Kunden einzugehen. Allerdings fertigen wir ausschliesslich Designs, die auch unserer Designsprache und Ästhetik entsprechen.
Was sind deine Pläne/Ziele/Wünsche für Ann Perica 2024?
Wir wollen unseren Bekanntheitsgrad und Umsatz weiter steigern damit wir in Zukunft noch etwas stabiler dastehen als Geschäft, zudem lancieren wir eine neue Kollektion diesen Sommer – ich freue mich auf alles davon!
Wie unterstützen dich unsere Simple and More Produkte?
Sie erfreuen mein ästhetisches Auge und bieten eine top Qualität. Mein Notizbuch habe ich immer bei mir und es sieht aus wie neu – die Papierdicke ist perfekt für meine Bedürfnisse.
Was wird bei dir von Hand geschrieben und was planst du online?
Bis vor Kurzem habe ich alles von Hand geschrieben; Journal, Ideen/ Skizzen und Termine. Im letzten Jahr nahmen aber meine Termine laufend zu und damit auch das kurzfristige «Verschieben» und Umplanen, welches mit Kundenterminen einhergeht. Zusätzlich ist mein Team gewachsen. Aus diesem Grund führen wir nun alle Termine online, damit wir alle den Überblick behalten. Ideen skizzieren und auch mein Journal werde ich aber wohl immer von Hand führen.
Wie organisierst du dich und wie sieht dein daily Business aus?
Wir sind ein 3-köpfiges Frauenteam und arbeiten oft remote. Deshalb ist es wichtig, dass alles von überall für alle zugänglich ist. Unsere Auftragsverwaltung führen wir über Asana, nutzen E-Mails und Agenda; Outlook, Dokumentablage und Dropbox.
Unsere Tage starten mit dem Beantworten von E-Mails und dem Versenden von Bestellungen, danach kann es ganz unterschiedlich weitergehen. Mal haben wir Kundentermine, ein andermal werden Offerten kalkuliert oder ich erstelle eine Visualisierung für ein Custom Design. Social-Media nimmt auch einen gewissen Teil unseres Tages ein. Regelmässig stehen Treffen mit unseren Diamanthändlern an, um neue Steinauswahlen für Kunden zusammenzusuchen und Besuche in den Ateliers. Telefonate mit der 3D-Designerin und Lieferanten oder manchmal ist auch einfach nur Buchhaltung angesagt. 🙂
Last but not least: Hast du Tipps für junge Frauen, die gerne dem Beruf einer Schmuckdesignerin nachgehen möchten? Was hättest du dir gewünscht, dass man dir zu Beginn deiner Karriere gesagt hätte?
Ich hätte mir gewünscht, dass es überhaupt SchmuckdesignerInnen in der Schweiz gegeben hätte, welche mich unterstützt hätten mit Tipps und Kontakten, dann wäre alles etwas schneller gegangen.
Mein grösster Tipp ist: do it your way! Viele Wege führen nach Rom, wenn du es unbedingt willst und gewillt bist, dafür zu arbeiten, dann kannst du es schaffen. Bloss weil es für sonst wen wichtig war ein Studium abzuschliessen, muss das nicht heissen, dass dies für dich auch der richtige Weg ist. Oder nur weil viele Start-ups als Team gründen, heisst dies nicht, dass du nicht auch Erfolg als Einzelgründer haben kannst. Dein Weg muss zu dir, deinem Charakter und deinen Bedürfnissen passen. Oft bist du sogar dann genau auf dem richtigen Weg, wenn dir alle raten etwas anderes zu tun :). Desto älter ich werde, je mehr vertraue ich mir selbst.